Back

FINCK STIFTUNG

Die Finck Stiftung gGmbH testet und entwickelt regenerative, multifunktionale Landnutzungsformen, um Lösungen für Ernährungssysteme zu finden, die heute von Klimaveränderung, degradierten Böden, dem Verlust der Biodiversität und Artenvielfalt und dem Verlust der Beziehung des Mensch zur Natur bedroht sind wie nie zuvor.

AVINA unterstützt die Finck Stiftung bei der wissenschaftlichen Begleitung ihrer Aktivitäten, um die Anwendung regenerativer Landwirtschaft greif- und messbarer zu machen.

Visit Website

Benedikt Bösel

Die Finck Stiftung möchte Lösungen für die Zukunft der Landwirtschaft unter immer größer werdender Unvorhersehbarkeiten finden. Der Geschäftsführer der Finck Stiftung, Benedikt Bösel, spricht mit uns über verlorenes Wissen, die Beziehung des Menschen zur Natur und die zelluläre Landwirtschaft.
Beschreiben Sie in 5 Sätzen oder weniger das Projekt.
Wir testen und entwickeln multifunktionale, regenerative Landnutzungskonzepte um Landwirtschaftsformen hervorzubringen, bei denen durch die Nutzung des Ökosystems für die Produktion von Lebensmitteln, Böden gesunden, Kohlenstoff gespeichert und die Biodiversität erhöht werden kann. Diese Prozesse, Daten, Werte und Erfahrungen möchten wir sammeln und Open-source zur Verfügung stellen. Gleichzeitig möchten wir interessierte Menschen teilhaben lassen, um so den Wert der Landwirtschaft als Lösung für die größten Probleme unserer Zeit vermitteln zu können.
Inwiefern ist die Zusammenarbeit mit AVINA für Sie von besonderem Wert?
AVINA versteht Visionen und arbeitet mit dem Verständnis, dass die ökologischen und menschlichen Werte und Bedürfnisse die Treiber der Ernährungssysteme der Zukunft sein müssen.
Inwieweit lässt sich regenerative Landwirtschaft für Sie mit unserer aktuellen wirtschaftlichen Denkweise vereinbaren?
In meiner vorherigen Laufbahn im Finanz- und Restrukturierungsbereich habe ich die Finanzkrise 2008 aus nächster Nähe miterlebt. Auch damals glaubte kaum jemand, dass das Finanzsystem derart fragil ist. Heute erlebe ich eine vergleichbare Stimmung im Bezug auf unsere Art der Landwirtschaft und das Überschreiten der planetaren Grenzen. Die wirtschaftliche Situation für viele Landwirte ist problematisch, da Subventionen in einer Art und Weise vergeben werden, die einer nachhaltigen Landwirtschaft widersprechen. Darüber hinaus sind die Landwirte in einem System gefangen, das Veränderungen der Bewirtschaftung fast unmöglich macht. Gleichzeitig wird immer offensichtlicher, das ein „Weiter so“ nicht mehr möglich ist. Die regenerative Landwirtschaft ermöglicht durch die intelligente Kombination von Boden, Pflanze, Tier und Mensch eine dauerhaft höhere Profitabilität.
Im Zusammenhang mit den Problemen in der heutigen Landwirtschaft wird oft von verlorenem Wissen gesprochen. Wie kann dieses Wissen wiedergewonnen werden und wie kann es in der heutigen Welt umgesetzt werden?
Verlorenes Wissen erfordert eine systematische Neubewertung der Beziehung zwischen Mensch und Land. Wir müssen verstehen, dass unsere Fähigkeit, Nahrung anzubauen, auf einer wechselseitigen Beziehung beruht, die in Harmonie mit der Natur ablaufen muss. Wenn wir anfangen, auf diese Weise zu denken und zu handeln, können wir Innovation und Technologie nutzen, um die Komplexität von Ökosystemen darzustellen und so der Natur besser gerecht werden.
Ihr Projekt beinhaltet eine Menge Experimente und Forschung. Was ist der typische Lernprozess für Sie und das Projekt?
Der Beginn, also das Vorbereiten und Pflanzen sind 5% der Arbeit. Die restlichen 95% bestehen darin, die jeweilige Entwicklung der einzelnen Projekte exakt zu verfolgen und zu dokumentieren, um aus den Beobachtungen und Fehlern laufend zu lernen. Somit ist das Beginnen der erste Schritt des Lernprozesses ohne, dass dieser endet. Unser Ziel ist es, diese Prozesse aufzunehmen, zu bewerten und unsere Erfahrungen für andere sicht- und nutzbar zu machen.
In den letzten Jahrzehnten hat es eine Entkopplung des Menschen von der Natur gegeben, besonders beim Boden. Wie kann man diese Distanz verringern und die Beziehung wiederherstellen?
Es muss unser Ziel sein, den Menschen klar zu machen, dass sie mit Ihrer Kaufentscheidung über die Art und Weise entscheiden, wie wir mit unserem Boden umgehen. Der persönliche Kontakt zu den Menschen und die volle Transparenz auf unseren Höfen ist der beste Weg, um die Menschen die lebenswichtige Bedeutung des Bodens näher zu bringen. Wir versuchen Menschen an unserer Arbeit über Farmtours und Medien teilhaben zu lassen. Nicht vergessen sollten wir Bildungsangebote, die jungen Menschen die faszinierende Arbeit in der Landwirtschaft näherbringt.
Wie beurteilen Sie die zelluläre Landwirtschaft, als anthropogenen Gegensatz zur regenerativen Landwirtschaft?
Die zunehmende Komplexität unseres Lebens erfordert in den unterschiedlichsten Kontexten verschiedenste Lösungen. Beide Methoden haben das Potential Verbesserungen im Umgang mit unseren Ressourcen zu ermöglichen. Beide müssen dafür an der richtigen Stelle auf die richtige Weise eingesetzt werden. Die Ansätze sind zwar komplett unterschiedlich, zielen aber auf ein ähnliches Endergebnis ab. Es geht um einen sinnvollen Einsatz von Ressourcen und die Sicherstellung einer Nahrungsmittelversorgung die nicht zulasten der Umwelt geht.
Verlorenes Wissen erfordert eine systematische Neubewertung der Beziehung zwischen Mensch und Land. Wir müssen verstehen, dass unsere Fähigkeit, Nahrung anzubauen, auf einer wechselseitigen Beziehung beruht, die in Harmonie mit der Natur ablaufen muss.
Welche Rolle könnte die zelluläre Landwirtschaft in der Zukunft spielen und wie könnte sie in die regenerative Landwirtschaft integriert werden?
Die Technologie ist auf viele Lebensbereiche und Stoffe erweiterbar und kann dort zu erheblichen Verbesserungen der Prozessschritte führen. Gleichzeitig hat sie das Potential Denkprozesse zu verändern.