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FÖRDERVEREIN MUTTER-KALB-HALTUNG

Der Förderverein Mutter-Kalb-Haltung (MuKa) setzt sich dafür ein, dass das Kalb nach der Geburt von der Mutterkuh während mindestens 3 Monaten oder länger aufgezogen wird, was zu einer guten körperlichen Entwicklung der Kälber, gestärktem Immunsystem und somit zu einer Reduktion des Antibiotika-Einsatzes führt.

AVINA unterstützt den Förderverein MuKa bei einem Forschungsprojekt, bei welchem valide Daten zur Kälbergesundheit und Antibiotika-Verbrauchs bei der Mutter-Kalb-Haltung generiert und gesammelt, sowie Betriebe bei der Umstellung auf muttergebundene Kälberaufzucht begleitet werden.

Cornelia Buchli

In einem exklusiven Interview spricht Cornelia Buchli (Tierärztin und Leiterin der Fachstelle MuKa) unter anderem über die gesundheitlichen Vorteile einer muttergebundenen Kälberaufzucht sowie über Herausforderungen bei der Umstellung auf Betrieben.
Bitte beschreiben Sie das Projekt in maximal 5 Sätzen.
Mit 6-7 Tonnen Antibiotika ist der Antibiotikaverbrauch in der aus der Milchproduktion resultierenden Kälberhaltung sehr hoch. Im Unterschied zur herkömmlichen Milchproduktion wachsen die Kälber in der Mutter-Kalb-Haltung (MuKa) bei ihren Müttern auf. In unserem Forschungsprojekt untersuchen wir die Kälbergesundheit und den Antibiotika-Verbrauch in muttergebundener Kälberhaltung vergleichend zu Haltungssystemen ohne Mutterkontakt. Dabei werden Daten von Schweizer Höfen erhoben und ausgewertet.
Was sind die wichtigsten gesundheitlichen Vorteile, die Sie bei Kälbern beobachten, die bei ihrer Mutterkuh aufgezogen werden?
Betriebsleitende die Milch unter Mutter-Kalb-Haltung produzieren, berichten von fitten, vitalen Kälbern. Zwar können auch bei dieser naturnahen Haltungsform Symptome wie Durchfall auftreten, jedoch sind diese meist selbstlimitierend, d.h. medikamentelle Behandlungen sind üblicherweise nicht nötig und das Allgemeinbefinden dieser Kälber ist nicht beeinträchtigt.
Welche Herausforderungen und Schwierigkeiten gibt es bei der Umsetzung der Mutter-Kalb-Haltung auf einem Bauernhof?
Da die Milch mit den Kälbern geteilt wird, bleibt rund ein Drittel weniger Milch für den Verkauf übrig, was bei unverändertem Milchpreis zu Umsatzeinbussen auf Betriebsebene führt. Damit diese Betriebe mittelfristig bestehen können, müssen sie die geringere Milchmenge über einen höheren Milchpreis kompensieren können. Zudem sind bei einer Umstellung auch betriebsindividuelle bauliche Anpassungen am Kuh- und Kälberstall nötig.
Welche Massnahmen und Unterstützung wären Ihrer Meinung nach notwendig, um die Mutter-Kalb-Haltung breiter in der Landwirtschaft zu etablieren?
Eine zunehmende Zahl an Produzent:innen ist interessiert daran, muttergebunden Milch zu produzieren. Auch informierte Konsument:innen suchen nach Produkten aus Mutter-Kalb-Haltung. Für eine Etablierung dieser Form der Milchproduktion braucht es Abnehmer, die Milch aus Mutter-Kalb-Haltung zu einem um mind. 30% höheren Milchpreis abkaufen, verarbeiten und als entsprechende Produkte auf dem Markt anbieten. Bis bestehende MuKa-Höfe die geringere Menge über den Markt kompensieren können, ist eine Unterstützung in Form von finanziellen Direkthilfen wichtig, damit die Kosten dafür nicht alleine von den Betrieben getragen werden müssen.